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Elisabeth Zimmermann

Leicht kann es passieren auf die Frage „Was ist Radio?“ und im speziellen „Was ist Radiokunst?“ eine Antwort wie „ein stream unter vielen anderen streams“ zu bekommen – also eine Möglichkeit unter vielen.

Es ist erstaunlich, dass für Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt Radio noch immer ein faszinierendes Medium und Material für ihre Arbeiten ist, obwohl sich in den letzten Jahren so viel verändert hat. Allerdings scheint es, dass gerade diese radikalen Veränderungen Radio zu einem interessanten Feld sowie zu einem Raum für Experimente und Kunst machen, egal ob es am Küchenradio, im Auto, am Computer, am Smartphone oder auf einem Tablet, zu Hause oder unterwegs, alleine oder mit anderen gehört wird.

Radio Revolten ist ein umfassender Mix aus heutigen Radiokunst- und Transmission Art-Tendenzen und -Richtungen. Ich denke, dass vor allem die Bandbreite und die Vielfalt der Definitionen von Radiokunst sowie das Engagement des KuratorInnenteams in diesem Feld und dessen mannigfache künstlerische und theoretische Wurzeln es erst möglich machten, ein Radiokunst-Festival für den ganzen Oktober 2016 zusammenzustellen.

Die Sendereihe „Kunstradio – Radiokunst“ wurde im Dezember 1987 von der Kuratorin, Journalistin und Kunstkritikerin Heidi Grundmann als ein Raum und als Ort für Radiokunst gegründet.

Heute sendet Ö1 Kunstradio jede Sonntagnacht um 23:03 auf dem Kulturkanal Österreich 1 des ORF. Als Sendungsverantwortliche dieses Kunstradios bin ich sehr an der Theorie und Praxis von Radiokunst und natürlich an ihren Entwicklungen interessiert. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte haben Künstler und Künstlerinnen der verschiedensten Disziplinen den Raum und die Infrastruktur der öffentlich-rechtlichen Radioanstalten mit unabhängigen und freien Radios rund um die Welt, mit den privaten Studios der KünstlerInnen, mit allen möglichen Performance- und Installationsräumen verbunden. Entstanden ist eine erstaunliche Anzahl von innovativen Projekten, die unterschiedlichste künstlerische Herangehensweisen an das Radio als Medium und als Technologie aufzeigen und dokumentieren.

Wichtige Ausgangsbasis für Reflexion und Diskussion sind dabei auch immer die historischen Wurzeln der Radiokunst sowie selbstverständlich aktuelle Tendenzen.
Am 27. und 28. Oktober 2016 wird es eine weitere Möglichkeit zum Nachdenken und für Debatten über den Umgang der KünstlerInnen mit dem Radio und darüber hinaus während der Konferenz „Radio Space is the Place“ geben. Es gibt die Chance, verschiedene Theorien und Gedanken rund um die Idee des Radioraums als Ort für Kunst zu hören und zu entdecken. Die Grundüberlegung der Konferenz bezieht sich auf Punkt 7 des RADIO ART Manifestos des Künstlers Robert Adrian, das er aus Anlass des Festivals „Immersive Sound / Kunst in der Stadt II“, Bregenz, 1998, formulierte.*

Robert Adrian (1935 – 2015) war eine wichtige und einflussreiche Inspiration für das Ö1 Kunstradio und er war auch ein sehr guter Freund. Sein kritischer Geist und seine Bereitschaft, sich jeder Zeit auf Diskussionen einzulassen, werden vermisst.

Ich möchte auch die Gelegenheit nutzen, um mich herzlich bei Radio Corax für die unglaubliche Anstrengung, ein Festival wie Radio Revolten zu organisieren, und vor allem für das Vertrauen in unsere Ideen bedanken.

Elisabeth Zimmermann, Kuratorin

*Das gesamte RADIO ART Manifesto kann hier nachgelesen werden.