14:00, 3. Oktober
Dieser Tage kommt mir oft ein Haiku in den Sinn, dessen Wortlaut ich nur in etwa erinnere: »Regenschirme, welche Menge!, zögern sich durch den Dunst die Straße hinauf.« (Vergesst das Silbenzählen, es ist eh nur ungefähr wiedergegeben.)
Viele Regenschirme und zögerlich sich bewegende Menschen waren auch heute auf dem Marktplatz zu sehen.
Während der Bürgermeister in seiner einleitenden Rede nicht versäumt, das anstehende Konzert der „Prinzen“ in Halle mindestens dreimal zu erwähnen, machen sich zwei Hallenser Poetinnen und eine Gruppe freiwilliger Sprecher für den Chor bereit.
Die Dichterinnen treten vor und tragen ihre Texte vor, die eine ein kurzes Gedicht, die andere einen sehr persönlichen Text, der ihre Erlebnisse am Tag des Mauerfalls, davor und danach und ihre Reflextionen im Nachhinein und für die Zukunft schildert.
Auch Marolds Text ist dem »Tag der Deutschen Einheit« gewidmet, Zitate und Fragmente aus offiziellen und privaten Quellen, abwechselnd gesprochen von den zwei Sprechergruppen. Das Hallenser Publikum lauscht relativ aufmerksam. Geht man dicht an den einzelnen Grüppchen vorbei, lassen sich persönliche Statements überhören, wie es früher war und wie es heute ist… Schließlich beginnt ein älterer Herr mir seine Lebensgeschichte zu erzählen.