15:00, 6. Okt. 2016
Gestern sprach ich mit Peter Courtemanche, dem es nicht behagen würde, seine Kunst an Tieren festzumachen. Allerdings ist das wohl der unwichtigste Beweggrund dafür, seine Arbeiten vor allem in der Pflanzenwelt anzusiedeln.
– Peter, Du hattest erwähnt, dass Jeff Kolar vorhin eines Deiner Stücke gespielt hat, »Rain Motors«. Worum geht es dabei?
Rain Motors habe ich vor sechs Monaten herausgebracht, und wir haben für Jeffs Radioprojekt Radius in Chigago eine neue Version davon gemacht. Rain Motors beruht auf den elektromagnetischen Phänomenen einer Reihe von Geräten und Motoren… es ist nicht so einfach in Kürze zu fassen… aber jedenfalls verdankt sich der Titel einem Stück, für das ich kleine (?…)-Motoren eingesetzt hatte, die über Regentropfen betrieben wurden. Die Tropfen erzeugten also eine elektrische Spannung, die wiederum gespeichert wird, und wenn genug Energie da ist, werden die Motoren damit in Gang gesetzt und es kommt zu diesen perkussiven Geräuschen im Inneren der Bambusrohre. Dann benutzte ich die von den Motoren ausgehende Strahlung, um die Aufnahme zu machen.
– Benutzt du hauptsächlich natürliche Kräfte, um deine Arbeiten zu »motorsieren«?
Ich habe ziemlich viele Arbeiten mit Solarenergie gemacht, auch mit Windkraft und eine mit Regenenergie. Regenenergie ist sehr sehr tricky, weil es sich jeweils um sehr kleine Energieeinheiten handelt. Also weiß ich nicht, wieviele Arbeiten ich damit noch machen werde.
– Wie funktioniert Regenenergie?
Normalerweise hat man ein Stück Piezo-Film, das ist ein dünner Film, der, wenn etwas auf die Oberfläche trifft, dort einen elektrischen Impuls erzeugt, und wenn also die einzelnen Regentropfen auftreffen, muss man die Ladung in einer Art Batterie speichern und dann damit arbeiten.
– Das hat eine ziemlich poetische Anmutung…. dieses Erzeugen von Energie aus Regentropfen. Es ist viel ungewöhnlicher als die Stromerzeugung aus Wasser oder Wind.
Ein Teil von dem, was ich tue, besteht darin, die Aufmerksamkeit auf die Idee zu lenken, dass man auch weniger und weniger Energie verbrauchen kann, um spannende Dinge zu machen. Vieles in unserem Umgang mit Energie ist damit befasst, möglichst viel zu verbrauchen, um möglichst große Dinge zu bewegen. Das hat sich erst in den letzten zehn Jahren verändert. Es gibt eine Menge Dinge, die wir machen könnten, indem wir weniger und weniger Energie verbrauchen, wenn man mal drüber nachdenkt.
– Du forschst also auch darüber?
Nicht im eigentlich wissenschaftlichen Sinn. Als Künstler kann man sich der Wissenschaft bedienen und auch mit deren Ideen spielen, sie in einer Weise benutzen, die weniger rigoros ist.
– Du arbeitest viel mit und in der Natur. Wie siehst du deine Arbeiten mit der Welt der Natur oder dem Unsichtbaren verbunden?
Dem Unsichtbaren… Ich denke, es gibt eine Menge Dinge in der Natur, die die Leute – weil sie eben nicht in der Natur leben, sondern in Städten – die sie nicht mehr intuitiv verstehen. Vielleicht haben sie was in der Schule darüber gelernt, aber sie haben keine direkten Erfahrungen mehr. Eine Menge meiner Outdoor-Arbeiten versuchen, die Menschen zum Spielen mit der Natur anzuregen und dies in einer Weise, die eher subtil ist, und sie dazu zu bringen, auch auf Dinge zu achten, die nicht offensichtlich sind.
– Welches ist die Idee, die Deinem Arbeiten zugrunde liegt? Oder gibt es so etwas wie ein philosophisches Credo?
Ich arbeite mit vielen anderen Künstlern zusammen, die ebenfalls Outdoor-Werke machen, und ich arbeite mit Leuten aus dem Fachbereich des Biomimikry, wo es darum geht, Technologien oder Biotechnologien zu entwickeln, die biologische Dinge nachahmen. Mein persönliches Interesse gilt einer Verschmelzung von menschengemachten Technologien mit der Pflanzenwelt. Es geht darum, Wege zu finden, wie wir unsere Technologien einsetzen können, um mehr über Planzen herauszufinden oder diese Welt besser darzustellen.
– Warum Pflanzen? Warum nicht Tiere?
Mir gefällt die Idee nicht, Kunstwerke an Tieren zu befestigen. (Lacht)
Wenn da also ein Baum steht und er sich von Tag zu Tag ein wenig verändert, dann ist es ein langsamerer Lebensrhythmus als bei einem Tier und es ist leichter, neben ihm ein paar Monate lang zurechtzukommen.
– Arbeitest du auch mit Pilzen?
Ich baue Pilze künstlich nach, als Skulpturen und sie haben Elektronik in ihrem Inneren und einige andere Dinge.
– Sie sind ja eigentlich fast wie Tiere, oder?
Ja, und ein anderer Aspekt ist, dass viele meiner Arbeiten von Persönlichkeit handeln. Sie sind intelligent, also geht es auch um die Idee, mit einem Gerät spielerisch umzugehen, das eine sensible Intelligenz hat.
– Wie definierst du Intelligenz in diesem Zusammenhang?
Zunächst mal haben sie alle ein Feedback-System, so dass die Arbeit Möglichkeiten hat, die Welt draußen erst mal wahrzunehmen und herauszufinden, was in der Umgebung vor sich geht. Und es kann antworten und hat damit eine Methode… also ich stelle mir vor, dass es auf irgendeine Art in der Lage ist, seine Situation zu beobachten oder zu analysieren. Die Stromkreise sind meist ziemlich einfach aufgebaut, aber das eingebaute Analysesystem ist eher poetisch strukturiert.
– Was war deine erste Arbeit, die du mit der Pflanzenwelt verbunden hast?
Das war ein Stück mit dem Titel »Poisened Mentor«. Ein Baumpilz aus Pappe, der mit wasserdichtem Material geschützt wurde und der sechs kleine Solarzellen eingebaut hatte wie sechs Augen, und dann hingen Antennen aus Draht daraus runter. Der »Mentor« suchte nach von Menschen generierter Strahlung und machte so Klick- und Popgeräusche oder etwas in der Art von Modem- oder Geigerzählertönen.
– Ein Spion.
– Ja.
(P.S: I did’n’t quite get the name of the motor… so if anybody knows, please tell me, thanks!)