Willem de Ridders Showabend fiel auf seinen 77. Geburtstag. Wohl jeder mit einer großen und langen und berühmten Vergangenheit ist berechtigt, seine (oder ihre) Lieblings-Erinnerungen an einem solchen Tag hervorzuheben, elegante Witze zu machen und das Publikum auf eine Reise durch die eigene Biographie mitzunehmen.
De Ridder verpackte die Geschichte der Medien in handliche Häppchen erzählter Geschichten … von denen einige mit heutigen Konzepten von Gender oder Hirnforschung nicht mehr konform gehen mochten. Nah am Zuhörer zu sein – ist es dazu nötig, ihn (oder sie) zum Masturbieren bei abgeschaltetem Telefon und angeschalteten Radio anzuregen?
Ich bin nicht sicher, ob ich das nun richtig verstand, doch es gab auch eine Geschichte darüber, Menschen aufzufordern, ins Auto zu steigen, loszufahren und dann auf der Autobahn das Licht auszuschalten. Vielleicht war eine wörtliche Umsetzung nicht beabsichtigt. Doch ich überlegte: Geht es beim Radiomachen etwa um persönliche Einflussnahme auf die Hörer?
Ein Teil der Verbindung mit »Aktionen« verdankt sich mit Sicherheit de Ridders Fluxus-Vergangenheit. »Gibt es Zeit? Es gibt keine Zeit!« Doch kommen wir zu dem Hörspiel, welches er sehr bezaubernd mit vier Leuten aus dem Publikum auf den Weg brachte.
Die Geschichte begann mit einem kleinen Schwein, das von einer Reise zum Nordpol träumte und dazu seinen Freund, einen Vogel, mitnehmen wollte. Während des Erzählens erweiterte sich die Gruppe von Charakteren stetig. Hinzu kamen ein Mantelverkäufer (später der Drache), ein Paar beim Kinobesuch, eine Prinzessin, ein Fürst (früher der Vogel), die Verwirklichung eines politischen Alptraums (Trump wurde gewählt), ein Ausflug durch eine Falltür, vervollständigt mit einem Schrank, in dem man verschwinden konnte. Es war lustig und unterhaltsam, und de Ridders Erklärung, es brauche zur Entstehung eines Hörspiels nur eine Gruppe möglichst freier Geister, erwies sich als wahr. Obwohl zumeist die klassischsten Versatzstücke der Märchenwelt genutzt wurden, entwickelte das Hörspiel über psychologische Brüche und so ungewöhnliche wie sperrige »Denouements« seine eigenen, spannenden Momente.
Übersetzung: Der Emil.