Aki Onda dreht ein Radio in seinen Händen und die Frequenz verändert sich. Er geht langsam umher und die Frequenz verändert sich. Ein Summen oder Brummen kommt aus den Lautsprechern im Hintergrund, aber es ist nicht klar, ob der Klang, den wir hören, tatsächlich aus ihnen dringt. Ondas Performance entwickelt sich meditativ. Nicht viel scheint zu passieren, aber am Ende, als der ganze dunkle Raum einem aus Lichtpartikeln und Radiowellen zusammengesetztem Flicker-Film zu gleichen beginnt, scheint alles auf einmal zu passieren.
– Während Deiner Performance bist Du die ganze Zeit in Bewegung gewesen. Ich wüsste gern ein wenig mehr über diese Verbindung zwischen Umhergehen, Radio und Licht.
Dieses Stück wurde teils vorher aufgenommen, teils improvisiert. Jedesmal wenn ich reise, nehme ich Radios mit und Kassetten-Walkmans… Ich nehme dann auf, nicht bloß Radioprogramme, eher sind es die Stimmen der Radios selbst, verschiedene Frequenzen und Modulationen.
– Wie Stimmen, aber nicht Stimmen…
Ja, mehr wie… geheime Signale, geheime Botschaften sinddas. Also komponiere ich oft erst diese Aufnahmen und verwende sie dann bei meinen Auftritten.
– Waren das die Töne, die aus den Lautsprechern kamen? Diese Drones?
Es ist alles 100% Radio, alle diese Töne. Es gab vier Boxen und ich habe sie umgekehrt herum aufgestellt, so dass sie gegen die Wände gerichtet waren. Dadurch kommt es zu Deflektionen, vor allem in den tiefen Frequenzen, bei den Sub-Woofern…
Es interessiert mich, einen Raum für den Klang zu kreieren. Raum und Klang sind für mich stets miteinander verbunden. Ich gebrauche daher auch keine Lautsprecher wie die in einer konventionellen PA. Mit solchen bewegt sich der Klang in eine falsche Richtung, nämlich von der Bühne zum Publikum hin…
- – Du hattest eine spezielle Art von Choreografie, du bist im Kreis gelaufen. Wie also verbindet sich die Musik mit dem Raum für Dich?
Wie ich Dir eben gesagt habe, bin ich an Räumlichkeit und an der Kombination von Raum und Klang und vor allem dabei am Radio interessiert. Es fängt verschiedene Frequenzen auf, und wenn du dich bewegst, kommt es zu Modulationen.
– Da war dieses Radio mit der Kurbel dran.
Das war ein Notfall-Radio.
– ?
Also auch wenn es sonst keinen Strom gibt, produzieren diese Kurbel Elektrizität…
– Das ist toll! Wo bekommt man solche?
Du kannst sie online kaufen.
– Aber normalerweise, wenn ein Notfall vorliegt, möchte man doch die Leute davon benachrichtigen, doch das Notfall-Radio hat keinen Sender, oder?
Nein. Aber man kann Radiostationen empfangen. Nachrichten, zum Beispiel.
- – Und dann hast du noch mit Licht gearbeitet.
Ja. Mit Taschenlampen und Stroboskoplicht. Irgendwann fand ich heraus, dass Radiowellen und Strobes miteinander interagieren. Das Stroboskopflackern ruft eine bestimmte Frequenz hervor. Man muss die beiden nur nahe genug beieinander positionieren und sie gehen in eine gewisse Synchronizität. Ich bin kein Wissenschaftler, ich weiß nicht, warum das funktioniert, ich weiß nur: Es funktioniert.