Resounding Sculptures & Iceland CB

Okt. 27, 21:34

Kompromisslos harte Klänge sind es, die die DIY-Künstlerin und Aktivistin Reni Hofmüller durch die Boxen schickt: Das Rasseln und Prasseln kommt und geht in Wellen, zuweilen in ohrenbetäubender Lautstärke. In ihrer Dichte erinnern sie an Sonnenstürme und kosmische Strahlung. Hinter ihr hängt spinnwebgleich ihre »Resonating Sculpture III« und reflektiert das Licht in seinen Kupfervenen. Die glitzernden Streifen sind dem Muster ihrer linken Handlinien nachempfunden und fungieren als Antennen. Was immer sie an Mikro- und Makrofrequenzen im Raum des Revolten Klubs auffangen, wird erneut hörbar gemacht.
Hofmüller’s Finger wechseln hurtig zwischen Laptop und den Reglern des Mischpults und modulieren die jeweilige Intensität der Töne. Ihr Blick klebt am Bildschirm, während das Publikum Stuhlreihe für Stuhlreihe in Dunkel getaucht ist. Kurz denke ich, dass es hier aussieht wie in einem Raumschiff, dessen Pilotin durch intergalaktische Stürme navigiert.

 

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Eine ganz andere Reise erwartet das Publikum, nachdem es seine Stühle in die entgegen gesetzte Richtung gedreht hat. Die gemeinsame Performance »Citizens Band 19« von Konrad Korabiewski und Anna Friz ist eine Kombination von Klangkunst und Videoarbeiten. Während die Bilder auf der Leinwand sich von reinem Weiß zu schneebedeckten Landschaften wandeln, in denen die geisterhaften Umrisse von Strommasten ineinander gleiten, improvisiert Korabiewski eine Klanglandschaft aus Samples, Feldaufnahmen und Sprechfunkschnipseln, letztere meist aus Island und Chile. Das Stück entfaltet sich in ruhigem Tempo, in imaginierter Synchronizität zu dem Zusammenspiel von den von Anna Friz wunderbar in Chile und auf Island fotografierten Antennenwäldern und Stromleitungsnestern.

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Die Performance rief ein seltsam zwiespältiges Gefühl von Distanz und Gleichzeitigkeit hervor, vielleicht auch, weil sie sich in ihrem visuellen Konzept so stringent vom »White-Out« zu Anfang hin zu einem »Black-out« von Musik und Bild am Ende bewegte. Eine Person verhielt sich bemerkenswert still während des Konzerts: Scheinbar war sie beim Zuhören im Stehen eingeschlafen.

 

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Eine dritte Reise wurde von mir selbst unternommen, mit einem Plattenspieler unter dem Arm und einigen Vinyls, die ich nach Halle mitgenommen hatte. Wir hatten Spaß, soviel kann ich sagen 🙂

 

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