Von der Vielfalt der Sphären

23. Okt, 23:50 Immer noch auf der Jagd nach dem Sound File des Kurzgesprächs mit Andrea-Jane Cornell vom 21. Oktober. Es ließ sich nicht auf die Festplatte kopieren… zu viele hin und her oszillierende Bits und Bytes vermute ich mal. Aber hier ist es:

– Ich würde gern mehr über die verschiedenen Frequenzen und Klänge wissen, die Du verwendet hast.

Ich benutzte Synthesizer, um bestimmte Töne zu kreieren, und auch ein Keyboard, das ich aber nicht mit her gebracht habe. Das hatte ich vorher aufgenommen. Und dann arbeite ich noch mit einer Menge Effekten, die noch mal gefiltert werden, um diesem Gesamtklang zu erzeugen…. eine bewegte Un-Menge, die in ihrem Inneren wiederum Bewegung in sich trägt…. wie ein Ozean in einer Flasche.

– Hm. Ja, so ähnlich ging’s mir auch, während ich dort saß und zuhörte. Ich dachte an Ozeane oder Wälder… meist war es die Vorstellung von etwas unendlich Vielfältigem, das in ein „großes Bild“ gekleidet wird, Wald also, oder ein Ozean oder auch die Wüste.

Oder ein Körper! Wenn man darüber nachdenkt, ist es wie ein funktionierendes Ökosystem… also… Ich versuche eine Sphäre von Klängen zu erschaffen, die jeden, der da draußen ist, dort hinein nimmt, in diesen Raum, wo auch ich bin. Ich spiele auch das (… [unverständich: Harmonium]) nicht im üblichen Sinn, aber ich liebe einfach die Bewegung, die dabei entsteht… wie eine Schaukel oder ein Meer. Dann versuche ich, dieses mit anderen kleinen Bewegtsounds zu bevölkern, aber immer gibt es diesen großen alles durchdringenden Puls des Lebens, der dahinter liegt. Und es verändert sich definitiv in etwas, das weiter pulst.

Ich begann mit meinem Herz, also nur mit meinem Herzschlag… und ein paar Effekten und baute dann darauf auf…

– Hattest Du ein Mikrofon am Herzen?

Ja, hatte ich.

– Und dieses Gerät, in das Du hinein geatmet hast… was war das? (Sie zeigt mir eine kleine Schachtel mit LEDs, die sie während des Konzerts vor dem Mund trug.)

Ah… das ist ein Lautsprecher. Der hat noch eine Radio-Funktion für verschiedene Kanäle, aber man kann auch eine SD-Karte hinein stecken, auf die man Samples laden kann. Also hatte ich (auf dem einen Kanal) nur das Atmen und auf dem anderen Akkordeonklänge und benutzte meinen Mund als Resonanzraum.

– Das Gerät sendete also in Deinen Mund und Dein Mund war der Raum… ?

Genau. Und wenn du den Mundinnenraum veränderst, also beispielsweise durch das Bewegen der Zunge, verändert es auch den Sound. Es wird anders gefiltert und ich trug ein Hydrophon im Mund, um es zu verstärken.

– …. und das Ding drum herum… ?

… War ein Mundharmonikahalter, den mir mein Mann geliehen hatte.

 

jane

 

– Wie wichtig ist Dir das Publikum?

Ich würde gar nichts machen, wenn es nicht für die Auftritte wäre. Es macht keinen Sinn, für mich allein zu Hause diese Dinge zu machen, ich brauche eine Show. Das Publikum ist ein Resonanzraum und es ist ebenfalls ein kleines Ökosystem. Da sind verschiedene Leute mit verschiedenem Hintergrund und unterschiedlichen Ideen und für diese einen (Kommunikations-)Ort zu schaffen ist jedesmal eine wichtige Erfahrung für mich.

– Wie kamst Du zu diesem Konzept eines Ökosystems. Hattest Du das schon immer?

Ich habe akustische Ökologie studiert, das ist die Untersuchung von Klängen in verschiedenen Umgebungen, von allen Klängen, die einen Raum ausmachen. Meinen Master habe ich in Kommunikation gemacht und dafür untersuchte ich eine Eisenbahnstrecke.

Wenn man diese Klänge also nimmt und sie an einem anderen Ort abspielt, kommunizierst du diesen Raum. Das ist mein Hintergrund und ich arbeite immer noch, von dieser Idee aus, einen Raum zu erschaffen und Menschen darin mit einzubeziehen und es ein bisschen so wie eine Meditationsumgebung zu gestalten. Ich sollte eigentlich Decken mitbringen, damit die Leute sich lang machen können.