25. Okt. 20:55
Auch wenn er keinen Zylinder trägt, ist Mark Vernon ein Zauberer. Er lässt Kugeln in der Luft schweben, er spricht durch Ballons und er atmet durch Luftpumpen. Vernons Recherchen zum Thema Atem und Atmen führten ihn in Yogaklassen, Krankenhäuser und Tauchschulen… unter anderem.
Seine Performance lief unter dem Titel »Dead Air Spaces«. Ich geriet zunächst in Verwirrung angesichts der Wortfelder, die sich in diesem dreiwortigen Begriff versammeln, zum einen der »Dead Air Space«, zu deutsch teils mit dem unschönen Wort »Totraum« übersetzt, zum anderen die Formel »Dead Air«…
Ein »Dead Air Space« beschreibt einen abgeschlossenen Hohlraum, wie er etwa bei der Isolierung von Fenstern benötigt wird, oder er bezieht sich in der Terminologie des Tauchens auf einen Teil der (Atem-)Luft, die ungenutzt verbleibt, sei es im Luftaustausch der Lungen, im Schnorchel selbst oder in der Kehle, und die darum auch einen höheren Anteil an Kohlendioxid enthält.
Im Radiobetrieb wiederum versteht man unter »Dead Air« eine unterschiedlich definierte Zeitspanne, während derer eine Radio-(oder Fernseh-)Übertragung unterbrochen ist, sei es durch einen technischen oder menschlichen Fehler. Im professionellen Bereich gilt ein »Dead Air«-Vorfall daher als das Schlimmste, was passieren kann.
Mark Vernons Konzert zu lauschen gehört allerdings zum Besten, was einem Zuhörer passieren kann. Sein Mix von Dokumentarischem (Interviews, Field Recordings und zum Teil sehr persönlichen Statements) mit und ohne Soundbearbeitung in Verbindung mit diversen Atem-Aktionen zieht einen in staunenden Bann. »Dead Air Spaces« offenbarte die Welten des Atems und Atmens als ein Universum, in dem sich Poetik, Präzision, Melodie und Improvisation auf wundersame Weise die Waage halten, und es hat mir sehr sehr gut gefallen!
Später wurde aufgelegt! Hier ein Bildchen von Fari Bradleys elegantem Händchen, weitere werden eventuell ergänzt. Bleibt dran 🙂